Die Welt unter unseren Füssen

Empfindliches Geflecht – Warum Wurzeln so entscheidend sind

Um ein gesundes Wachstum zu fördern und Schäden zu vermeiden, lohnt es sich, genauer auf die Wurzeln zu schauen. Nehmen wir die Buche als Beispiel. Sie ist ein typischer Herzwurzler: Ihre Hauptwurzeln verlaufen nach unten und schräg nach aussen, ergänzt durch eine dichte Masse an Feinwurzeln. Böden, die schlecht durchlüftet sind – etwa durch Ton oder Staunässe – können das Wurzelsystem stark verflachen. Dies erhöht das Risiko für Windwurf erheblich.

Besonders empfindlich reagiert die Buche auf Veränderungen im Wurzelbereich. Bereits eine Bodenaufschüttung von wenigen Zentimetern um den Stamm kann einen stattlichen Baum zum Absterben bringen.

Das Verständnis solcher Zusammenhänge ist essenziell, um Bäume richtig zu pflegen. Die Botaniker Lore Kutschera und Erwin Lichtenegger haben dazu bahnbrechende Studien veröffentlicht. In akribischer Feinarbeit legten sie die Wurzeln verschiedener Pflanzen frei und dokumentierten sie bis zur feinsten Faser. Ihre detaillierten Darstellungen gehen über die übliche Betrachtung des stammnahen Bereichs hinaus und zeigen die räumliche Verteilung der Wurzelmasse – und wie Umweltbedingungen sie beeinflussen. Einige dieser wissenschaftlichen Kunstwerke sind online einsehbar und eine Inspiration für jeden Pflanzenfreund: Hier entdecken.


Kutschera, L.; Lichtenegger, E., Wurzelatlas mitteleuropäischer Waldbäume und Sträucher. - Graz, Stuttgart : Leopold Stocker Verlag, 2002 (2. Aufl. 2013). - 604 p.

Ein Stamm, der eigentlich eine Wurzel ist

Baumfarne sind faszinierende Pflanzen, die in Regionen wie Neuseeland, Tasmanien und anderen Teilen der Welt heimisch sind. Mit ihrem exotischen Aussehen ziehen sie alle Blicke auf sich. Auf den ersten Blick erinnern sie an Palmen, doch ihre wahre Verwandtschaft liegt näher bei unserem heimischen Wurmfarn. Mit Höhen von bis zu 30 Metern, wie beim imposanten Norfolk-Baumfarn (Cyathea brownii), sind sie ein botanisches Highlight – und bergen ein erstaunliches Geheimnis: Ihr „Stamm“ ist in Wahrheit eine Wurzel.

Der scheinbare Stamm dieser Pflanzen besteht aus verlängerten Rhizomen, die von weiteren Wurzeln umhüllt und stabilisiert werden. Ein dichtes Geflecht, das den Baumfarnen ihren aufrechten Wuchs verleiht. Oben krönen lange, hellgrüne Wedel die Pflanze, die sich fächerartig in alle Richtungen ausbreiten. Das Wachstum erfolgt aus dem Zentrum – dem „Herzen“ des Stammes.

Doch trotz ihrer Anpassungsfähigkeit bleibt ein Hindernis: Baumfarne sind in unseren Breitengraden nur begrenzt winterfest. Da sie Frost nicht gut vertragen, werden sie meist als eindrucksvolle Kübelpflanzen kultiviert. Ein Hauch Tropen für Zuhause, gepaart mit einer spannenden Geschichte, die weit tiefer reicht, als man zunächst ahnt. Dabei ist der Import von Baumfarnen streng reguliert, um Raubbau an natürlichen Beständen zu verhindern. Übrigens: Wird ein Baumfarn umgepflanzt, kann man ihn bodennah abschneiden und an einem anderen Ort wieder einsetzen – ein kleines Wunder der Natur.

„Wir kaufen Wurzeln, nicht die Blüten“

„Da blüht ja gar nichts!“ Dieser Satz sorgt bei uns Gärtnerinnen und Gärtnern oft für einen Moment der Erklärung. Wenn wir neue Stauden pflanzen, liegt unser Fokus nämlich nicht auf den Blüten, sondern auf den Wurzeln. Gut durchwurzelte Pflanzen wachsen schneller an, da sie ihre Energie nicht in die Versorgung eines prachtvollen Blütenmeers stecken müssen.

Allerdings ist auch hier Balance gefragt: Zu stark durchwurzelte Pflanzen können sogenannte Drehwurzeln entwickeln, die langfristig Schäden verursachen. Deshalb achten Profis beim Pflanzenkauf immer darauf, dass das Wurzelwerk intakt und gesund ist. Es lohnt sich also, den Topf vorsichtig zu kippen und einen Blick auf die Wurzeln zu werfen.

Lästige Schönheiten – Ein anderer Blick auf Wurzelunkräuter

Winden, Löwenzahn, Giersch – viele Gärtnerinnen und Gärtner betrachten sie als Plage. Doch wie geht man mit solchen Wurzelunkräutern um? Meine Antwort: Entweder einen unermüdlichen Kampf führen oder – wenn das aussichtslos erscheint – einen Weg finden, mit ihnen zu leben. Das bedeutet, ihren Nutzen oder ihre Schönheit zu erkennen.

Zum Beispiel: Die weissen Gierschblüten harmonieren wunderbar mit den eleganten Türkenbundlilien. Oder man versucht, eine Koexistenz zu schaffen, indem man tiefwurzelnde Pflanzen einsetzt, die das flache Geflecht von Giersch und Co. überragen und dominieren. Ein Verständnis der unterschiedlichen Wurzelstrukturen hilft dabei enorm – und manchmal entsteht so eine einzigartige Beetgestaltung, die aus der Not eine Tugend macht.


Faszination Wurzeln – sie sind weit mehr als das unsichtbare Fundament der Pflanzen. Ob exotische Baumfarne, einheimische Buchen oder vermeintlich lästige Unkräuter: Ein Blick unter die Oberfläche eröffnet eine Welt voller Wunder und Möglichkeiten.